Der große Brand vom 15. August 1850

Für das heutige Bild des Dorfes ist der 15. August 1850 ein entscheidendes Datum: Während der Ernte lief in einem Haus über einer offenen Feuerstelle ausgelassener Speck in die Flamme, entzündete sich und setzte das ganze Haus in Brand. Da nahezu alle Einwohner auf den Feldern mit der Ernte beschäftigt waren, war es eine Sache von Minuten, bis die strohgedeckten Häuser ebenfalls brannten. Bei dem trockenen Erntewetter dauerte es nur wenige Stunden, bis das Dorf Satemin nur noch aus der außerhalb stehenden Kirche, dem Spritzenhaus und einigen Scheunen bestand. Alle Dorfbewohner waren nicht nur mit einem Schlage obdachlos, sondern hatten auch ihr ganzes Hab und Gut verloren.

Glücklicherweise war im Hannoverschen bereits die Pflichtbrandkasse eingeführt, so dass für den Wiederaufbau sofort Gelder zur Verfügung standen. Der regierende König von Hannover ordnete an, dass alle verfügbaren Bauhandwerker, insbesondere Zimmerleute, aus der Provinz zusammengezogen wurden. In einer bemerkenswerten Gemeinschaftsarbeit wurden Bäume in der Umgegend gefällt, gesägt und behauen. Mit handwerklichem Können wurden die Ständer und Riegel gezapft und zusammengefügt und die Häuser in einem ovalem Rund wieder errichtet - allerdings wurde die Reihe der 'Priliper' zu diesem Anlass begradigt, so dass der heute Dorfgrundriss entstand. 

Am 1. November - vor dem Einbruch der strengen Winterzeit - wurde das Haus Nr. 12 (vor der Kirche) als letztes fertiggestellt. Von der tiefen Dankbarkeit und Ergebenheit in die Fügung des Göttlichen legen die Spruchbalken über der "Groot Dör" beredtes Zeugnis ab.

Spruchbalken


Die ungewöhnlich geschlossene Bausubstanz, die auf den Besucher einwirkt wie in einem Museum, ist auf den großen Brand zurückzuführen. Alle Häuser wurden gleichzeitig errichtet und befanden sich in den 60er und 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in einem so hervorragenden Zustand, daß auch ohne spezielle Denkmalschutzmaßnahmen zerstörende Modernisierungen unterblieben. Heute haben die Besitzer der Höfe die Schönheit ihres Rundlings erkannt und gehen mit dem Kleinod des Wendlands einfühlsam um. Satemin ist heute der größte und am vollständigsten erhaltene Rundling der Region.